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Über die eigenen Werke:

Die Arbeiten thematisieren die poetische und malerische Wirklichkeit des Menschen als einen glücklichen unaufgeräumten Rest und Freiraum. Zentrales Leitmotiv ist eine ontologische Befragung dessen, was wir als Form wahrnehmen, hin zu einer Relativierung dieses Phänomens und Begriffes, daraus entspringen subversive Kräfte der Kunst. Dabei geht es auch um eine Kunst des Nichtkönnens, den Zufall als ordnende Kraft, den Eigensinn des Materials, Prozesse, Beiläufigkeit und Absichtslosigkeit in der Natur. Gewissermaßen ist es eine Kunst die sich mit ihren eigenen Ursprüngen beschäftigt und somit eine Diskussion über Betrachtungsweisen von Wirklichkeit anregt, das Bild als solches, das wir von der Welt haben, hinterfragt. Im Grunde thematisieren diese Werke die Freiheit der Form und des menschlichen Handelns bis an ihre Auflösung und Materialisation. An ihnen wird erwogen grenzwertige Verhältnisse von Chaos und Ordnung. Sie sind Ereignisse und Blicke in den Geheimniszustand der uns umgibt.

Meine Arbeit ist eine Meditation und das mit verschiedenen Medien, über den Begriff und das Phänomen der Form und ihrer Auflösung, hin zum Formlosen und dem, was wir Materialisation nennen. Meine Arbeit thematisiert die Materialien nicht als Instrument, sondern als Faktum zu verstehen. Wie bringe ich die Stoffe zum singen und klingen, es ist ein Anrufen an das Sein an sich, der Prima materia, wie die Alchimisten sie nennen.
Dieser Ansatz führt mich zu einer Befragung der Plastizität von Stoffen. Es gilt hinein zu hören, das ist eine Relativierung des üblichen hierarchischen Verhältnisses von Künstler und Material. Daraus folgt eine Beobachtung der Natur, nicht nur in ihrer äußeren Erscheinung, sondern ein Versuchen sie in ihrem innerlichen Wirken, sprich ihrer Prozesshaftigkeit künstlerisch nachzuvollziehen. Befragungen klingen daran an, was wir überhaupt sehen, wenn wir ein Bild betrachten: Flecken, Staub mit Flügeln, Projektionen, Imaginationen?

Meine Arbeiten gehen den Weg von Lebensprozessen, von Wandlung, Werden und Vergehen. Demnach hänge ich im Werkprozess an keiner Idee, das Scheitern verstehe ich als Chance, aus ihm entstehen Ordnung und Symmetrie. Das Formlose ist für mich ein Synonym für Freiheit, für einen Urgrund des Schaffens. Mit ihren formalen Anlehnungen ans Amorphe vertreten sie, ästhetisch schwierige Milieus, sprich den Fleck, den Rest, all das was gerne ausgegrenzt wird, darin liegt ihre Provokation und ihr Engagement. Ich schätze die freie offene Geste mehr als die sichere Technik. Meine Werke sind Sprungbretter, über mich hinauszukommen. In ihnen erneuere ich mich selbst. Meine Arbeit ist ein Sinnen um Erkenntnis durch die Kunst, die für mich unmittelbar mit dem Leben verbunden ist.

 
Christoph Liedtke